Literatur, Kunst und Religion - TheoArt-komparativ

Literatur, Kunst und Religion

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„Gertrud und der Maler stiegen langsam die Anhöhe hinan, auf der die Kirche fast außerhalb des Dorfes stand, von einem Gottesacker umgeben, und wieder fiel dem Maler die höchst altertümliche Bauart der Kirche auf, von gefährlichen Mauerrissen durchzogen; die Grabmale ringsum waren völlig verwittert und moosbedeckt. Nur ein einziges frisches Grab lag an der Seite, zu dem wohl der Leichenzug heute gezogen war, aber sonst schien der Kirchhof seit langem verlassen, lag da in einer Ruhe und wunschlosen Abgeschiedenheit, wie sie der Maler noch nie empfunden hatte. Er ging umher und suchte vergebens Inschrift und Alter auf den Grabstätten zu entziffern; Gertrud neben ihm, in zunehmendem Dunkel, wortlos und leise weinend, in ein stilles Gebet versunken. Ganz nahe klang jetzt vom Kirchturm der Schlag der alten zersprungenen Glocke herab, den er seit dem Morgen nicht mehr gehört hatte; Gertrud fuhr auf: ‚Nun dürfen wir nicht mehr trauern, ihr hört, die Kirche läutet aus. Wir wollen zum Tanz, immer geht so unser Tag zu Ende, versprecht’ mir doch, so lange an meiner Seite zu bleiben. Wie danke ich dem Heiland, dass ihr gekommen seid und ich mit euch gehen kann, vielleicht hat mich Gott noch nicht ganz vergessen.‘“ (S. 75)

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„Dem traditionellen Geistlichen verbleibt nur noch über dem sozialen Ritual eine Monopolstellung: Tendenziell ist er nichts weiter mehr, zumal auf dem Lande, als der Leiter der sozialen Zeremonien – Beerdigung, Hochzeiten usw. Das Ritual selbst wird immer stärker intellektualisiert: es wird immer verbaler, das heißt reduziert auf Worte, auf Worte, die immer weniger in der Logik des magischen Zwangs funktionieren, so als müsste die Wirklichkeit der rituellen Sprache auf die Aktion des Sinns, das heißt des Verstehens, reduzieren. […] Mir scheint, die Tatsache muss ernst genommen werden, dass der traditionelle Geistliche in ein Feld eingebunden ist, dessen Zwängen er unterliegt, und dass die Struktur dieses Feldes – wie zugleich der Posten – sich verändert hat. In dem Kampf um die Durchsetzung der richtigen Weise, Leben und Welt zu erleben und zu sehen, wandelt sich die Stellung des Geistlichen tendenziell von einer dominanten in eine dominierte, zugunsten von Intellektuellen, die unter Berufung auf die Wissenschaft Wahrheiten und Werte durchsetzen, die offensichtlich häufig nicht mehr und nicht weniger mit Wissenschaft zu tun haben als die der religiösen Autoritäten der Vergangenheit.“ (S. 249)

Brunner, K., Was ist Schönheit? Anmerkungen über Ästhetik und Augenblick. Wien 2015.

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“Among all those, infinite in number throughout history, who have kept an absolute secret, an infinite secret, I think of Abraham, starting point for all the Abrahamitic religions, but also the origin of this fund without which what we call literature would probably never have managed to emerge as such and under that name. Does the secret of elective affinity therefore ally the secret of the elective Convenant [Alliance] between God and Abraham with the secret we call literature, the secret of literature and secrecy in literature.” (S. 121)

Dilthey, W., Das Wesen der Philosophie. Stuttgart 1984.

„Religion, Kunst und Philosophie haben eine gemeinsame Grundform, die in die Struktur des Seelenlebens zurückreicht […] Der Religiöse, der Künstler, der Philosoph unterscheiden sich nun dadurch von den Dutzendmenschen, ja auch von Genies anderer Art, dass sie solche Lebensmomente festhalten in der Erinnerung, ihren Gehalt zum Bewusstsein erheben und die Einzelerfahrungen zu allgemeiner Erfahrung über das Leben selber verbinden. Damit erfüllen sie eine bedeutsame Funktion, nicht nur für sich, sondern auch für die Gesellschaft.“ (S. 79f)

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„Nach Kierkegaards Ansicht gibt es eine Lücke des Realen im Kern des Ichs, dort wo Gott seine Anwesenheit spürbar werden lässt; die Auseinandersetzung mit diesem schrecklichen Abgrund ist der einzige Weg, der zur Hoffnung führt. Doch wer sich vor der erhabenen Leere fürchtet, findet stets Zuflucht im falschen Bewusstsein der Massen. Kierkegaard: ‚‘Es gibt sehr wenige Menschen, die auch nur annähernd unter der Bestimmung Geist leben.‘ [Die Massen kehren den Risiken und Wagnissen der Ichheit den Rücken, unfähig, die gefährliche Reise in das Bewusstsein auf sich zu nehmen, die wir Glauben nennen, und orientieren sich stattdessen an konventionellen gesellschaftlichen Normen. […] In Unmittelbarkeit und Illusion leben heißt, der Hoffnung beraubt zu sein, und von dieser Tatsache nicht zu wissen ist ein Krankheitssymptom. Insofern ist Verzweiflung nach Kierkegaards Ansicht ein Massenphänomen, so vertraut wie Regen und Sonnenschein. Viele Menschen halten sich zufrieden, stecken aber tatsächlich in großen Schwierigkeiten, so wie man sich bei bester Gesundheit wähnen kann, obwohl man tatsächlich unheilbar krank ist. Kierkegaard zufolge sind die meisten Menschen auf unserem Planeten von einem unsichtbaren Leiden befallen, dessen sie sich nicht im Geringsten bewusst sind, nicht zuletzt deshalb, weil es unter der Bezeichnung Glück gehandelt wird.“ (S. 136f)

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„Wie andere Aspekte gesellschaftlichem Widerstands gegenüber künstlerischem Schaffen, so ist der Aspekt der Zensur ein sehr wichtiger, wenn wir recht haben und das Kreative als Ausdruck dafür halten, was die alltägliche Erfahrung verdrängt. Wahrscheinlich wird der Leser nicht überrascht sein, dass ich für die schwachköpfigen Hysteriker, die herumlaufen und Bücher von Margret Lawrence und Alice Monroe aus den Bücherregalen von Schulbibliotheken entfernen, nichts übrig habe. Auch das stumpfsinnige Klischee, dass das Verbot eines Buches einen größeren Verkaufserfolg garantiert, ist mir zuwider; es bedeutet nichts anderes, als dass all die zusätzlichen Leser sich aus törichten Gründen ködern lassen. Aber manchmal frage ich mich, ob ein künstlerisches Werk in der Gesellschaft tatsächlich eine Wirkung haben kann, wenn es auf gar keinen gesellschaftlichen Widerstand stößt. […] Man applaudiert der Toleranz, ausgenommen der Tatsache, dass die Öffentlichkeit selten irgendetwas toleriert, was sie nicht auch einfach gleichgültig lässt. Eine Welt, in der die Künste ohne Einschränkung geduldet würden, könnte leicht zu einer Welt werden, in der sie lediglich dekorativ wären und keinen Impuls für die Herausforderung irgendeiner Unterdrückung wachrufen.“ (17)

„Wenn es auf der Welt eine schöpferische Kraft gibt, die größer ist als die rein menschliche, dann werden wir sie nicht auf der Ebene des erklärten Glaubens finden, sondern nur auf einer Ebene gemeinschaftlicher Taten und Visionen.“ (S. 62)

Frye, N., Machtvolle Worte. Eine zweite Studie über Bibel und Literatur. Hg. P. Tschuggnall. Anif/Salzburg 2013.

„Mythen eines in der Vergangenheit verlorenen Paradieses oder einer Hölle, die uns nach dem Tode droht, sind Mythen, die von den Zeitängsten verdorben sind. Die Hölle ist vor uns, denn da haben wir sie hingestellt: Das Paradies fehlt, denn wir haben verfehlt, es zu errichten. Die biblische Perspektive der göttlichen Initiative und der menschlichen Reaktion verwandelt sich in ihr Gegenteil, wo die die Initiative menschlich und die durch die Antwort an Ijob symbolisierte göttliche Reaktion garantiert ist. Die Einheit dieser Perspektiven wäre der nächste Schritt, aber wo er stattfindet, gibt es keine nächsten Schritte.“ (276)

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„Es bedürfte jedoch eines Shakespeare und seines komödiantischen Talents, um unser gegenwärtig aufgeheiztes Gefühl für Identität abzukühlen, um es wieder von der tragischen Fixierung zum humorvollen Genießen der Vielfalt zurückzuführen. Was wir hauptsächlich um uns herum beobachten, ist pathologisch: eine Betonung der mitfühlenden Imagination und Doktrinen oder Selbstschutzmechanismen, die daraus resultieren. Dieses Krankheitsbild wird endemisch, wenn andere Kulturen oder Nationen dämonisiert werden, aber auch, wenn das eigene Land nicht als eine geliebte Gemeinschaft betrachtet wird, als eine erweiterte Familie, die uns mit der Begrenztheit unserer Energien und Gefühle auszukommen hilft, sondern als eine Opfer fordernde Abstraktion. […] Mein Vorschlag zur Orientierung in diesen Zeiten lautet: Man gebe das Konzept der ästhetischen Erziehung nicht auf! Kunst ist kein Luxus, hat nichts mit einem bequemen Snobismus zu tun, sondern ist unverzichtbar für ein gewisses Maß an Freiheit von inneren und äußeren Zwängen. Das ästhetische Empfinden ist nicht nur Voraussetzung für diese Freiheit, sondern bringt uns auch in Kontakt mit der physischen Welt, einer Welt also, die wir nicht gemacht haben, die verlockend sinnlich ist, zugleich aber auch wissenschaftlicher Analyse offensteht.“ (S. 173f).

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„Adapting the nineteenth-century philosopher Kierkegaard’s observation that we will live life forward but understand it backward, we could say that though the disciples lived their encounter with Jesus forward, they read their encounter with Jesus forward, they read their completed understanding of his nature backward into the stories they later wrote about him. What we should expect to find in the nativity stories of Mathew and Luke, therefore, is not so much recorded history, as respective theology. And it is the fact that they are offering different theological interpretations of the status of Jesus that accounts for the inconsistencies in their approach to the history.” (S. 73)

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„Kulturwissenschaftlich gewendet lässt sich argumentieren, dass bei kanonischer Intertextualität zumeist die Schrift als Referenzrahmen innerhalb des kulturellen Gedächtnisses verstanden wird, mithilfe dessen die Erfahrungen gerahmt und in einen größeren Kontext eingeordnet werden; oder, wie Herbert Grabes formuliert: ‚The collective canon widely determines, after all, what remains in a society’s cultural memory, and this again influences the view of the presence and the future.‘“ (S. 272f)

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„Die Zeit schlüpft durch das Stundenglas, mit Sand gemessen. […] Maler gingen Hand in Hand mit Wissenschaftlern. Sie zeichneten die Welt in der camera obscura auf. Ist das das Geheimnis von Vermeer? Die Welt wurde in Silber auf Glasnegativen fixiert. Glas ist so lebenswichtig wie Sauerstoff. Die Linse des Hubble-Teleskops ist mit einer Exaktheit geschliffen, die sich Galileo nie hätte vorstellen können. Glas ist das Salz des Intellekts – ein Durchblicken; seine Transparenz dringt in dunkle Winkel vor.“ (S. 192)

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„Bei all seiner Geselligkeit, inmitten von 129 Hochzeitsgästen war Jesus allein. Allenfalls mit seiner Mutter. Und mehr als das: Er verlangte auch das Alleinsein von jedem einzelnen seiner Gemeinschaft. ‚So jemand zu mir kommt und hasst nicht seinen Vater, Mutter, Weib, Kinder, Brüder, Schwestern, auch dazu sein eigen Leben, der kann nicht mein Jünger sein.‘ (Lukas 14,26) Es gibt keinen Charakterzug, der sich deutlicher durch alle vier Evangelien zieht, als sein Beharren, beziehungslos zu sein, nicht nur frei von aller Verwandtschaft, Freundschaft, Verliebtheit, sondern auch von allen Dingen, von Häusern und Äckern, wie er in Matthäus 19,29 ausdrücklich hinzufügt.“ (S. 26)

„Aber Gott, dem Jesus unter allen Menschen am ähnlichsten geworden sei, ist nicht nur Liebender. Zugleich ist Gott den Sufis, die ihre Texte mit erotischen Signalen spickten, Geliebter. Das ist Jesus nirgends im Islam, kann er nicht sein, da allenfalls die Vergöttlichung des Menschen angedeutet wird. Für die christlichen Mystiker hingegen, ob Männer, ob Frauen, die nach der Vereinigung mit dem menschgewordenen Gott strebten, versteht es sich beinah von selbst, Jesus als Geliebten erfahren zu wollen. Wie die Miniaturmaler, die sich entscheiden mussten, deutet auch Botticelli die Schönheit gleich welchen Geschlechts weiblich.“ [s. Sandro Botticelli, Kreuztragung] (S. 45)

Kittler, F., Philosophien der Literatur. Berliner Vorlesung 2002. Berlin 2013.

„Alles Denken und Philosophieren seit Aristoteles bis mindestens zu Hegel wird im Atem gehalten von der einmaligen Tatsache, dass es Homers ‚Ilias‘ und Homers ‚Odyssee‘ einst gegeben hat und noch heute zu lesen gibt. Wie Herodot, der Vater der wissenschaftlichen Geschichtsschreibung, um 450 v.Chr. formulierte, hat Homer nämlich den Griechen und damit uns Abendländern das Höchste gegeben, das es gibt: Götter und Göttinnen.“ (S. 18)

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Der Lehrer: Der Lehrer oder Dozent ist eine Gefahr. Selten nur ermisst er sein Wesen oder seine Stellung. Der Dozent ist einer, der eine Stunde lang reden muss. […] Ich habe selber Vorlesungen gehalten. Die vordringlichste Schwierigkeit des Dozenten ist es, genügend Worte vorrätig zu haben, um 40 bis 60 Minuten auszufüllen. Der Professor wird für seine Zeit bezahlt, es ist beinah unmöglich, seine Leistungen zu veranschlagen. Wer sich wirklich auskennt, kann alles Mitteilbare in ein paar Worten sagen. Das wirtschaftliche Problem des (Geigen-, Sprachen und sonstigen) Lehrers besteht darin, wie er den Stoff auswalzt, um für mehr Unterrichtsstunden bezahlt zu werden. […] Kein Lehrer ist je an seiner Unwissenheit gescheitert. Dies ist eine Berufserfahrung. Lehrer scheitern daran, dass sie nicht ‚mit der Klasse zurechtkommen‘. Der wahre Unterricht beschränkt sich letztlich auf diejenigen, die darauf BESTEHEN, etwas zu lernen; das übrige ist bloß Viehtreiben.“ (S. 99f)

„Der große Einschnitt in der abendländischen Literaturgeschichte ist die Umstellung von der gebeugten zur ungebeugten Sprache. Und eine Unmenge von kritischem Unsinn ist von Leuten verzapft worden, die diesen Unterschied nicht wahrnahmen.“ (S. 58)

„Heute erkennen wir, dass die Zurückführung der Literaturkritik auf ‚reelle Werte‘ durch Pound und Eliot wesentlichen Anteil an dem Aufbruch hatte, der im 20. Jahrhundert zu einer Periode großer Dichtung im angloamerikanischen Sprachraum führen sollte. Beide Dichter widmeten dem paradoxen Unterfangen der ‚Erfindung einer Tradition‘ einen Großteil ihrer kritischen Schriften.“ (ebd. S. 136, Nachwort v. E. Hesse)

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“I think that distinctions between literary belief and religious belief are important, and I am drawn to writers who struggle with them. Around the middle of the nineteenth century, those distinctions became much harder to maintain, and we have lived in the shadow of their blurring ever since. This was when the old estate broke. I would define the old estate as the supposition that that religion was a set of divine truth-claims, and that the Gospel narratives were supernatural reports; fiction might be supernatural too, but fiction was always fictional, it was not in the same order of truth as the Gospel narratives. […] During the nineteenth century, these two positions began to soften and merge. At the highest point of the novels rise, the Gospels began to be read, by both writers and theologians, as a set of fictional tales – as a kind of novel.” (S. xxi)

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