Blitzlichter - TheoArt-komparativ

Blitzlichter

Ramon LLull, Das Buch vom Heiden und den drei Weisen. (übers. Th. Pindl). Stuttgart 2007. [um 1300]

Ramon Llull, Der Baum der Liebesphilosophie (übers. Gret Schib Torra, eingel. v.  A. Fidora). Berlin 2016. [um 1300]

Abu-Hamid Muhammad al-Ghazali, Der Erretter aus dem Irrtum (übers. Abd-Elsamad’Abd-Elhamid Elschazli). Hamburg 1989.

Averroes, Die entscheidende Abhandlung oder die Bestimmung des Zusammenhangs zwischen religiösem Gesetz und Philosophie. Die Untersuchung über die Methoden und Beweise im Rahmen der religiösen Glaubenssätze (übers. P.O. Schaerer). Stuttgart 2010.

Dante Alighieri, Commedia. In deutscher Prosa v. K. Flasch. Frankfurt a.M. 2015. [1472]

Thomas von Aquin, Summa theologica. Die deutsche Thomas-Ausgabe. Graz 1982. [um 1270]

Mose ben Maimon, Acht Kapitel. Eine Abhandlung zur jüdischen Ethik und Gotteserkenntnis (deutsch u. Arabisch v.  M. Wolff). Hamburg 1992.

Nikolaus von Kues, De quaerendo deum / Gott suchen. Einleitung v. H. Schwaetzer. Trier 2009. [1445]

„Der Name ‚theos‘ selbst ist nämlich nicht der Name Gottes, der jede Vorstellung übertrifft. Denn was nicht erfasst werden kann, bleibt unsagbar. […] Der Gott Suchende soll folglich aufmerksam betrachten, auf welche Weise in dem Namen ‚theos‘ ein bestimmter Weg des Suchens eingefaltet wird, auf dem Gott so gefunden wird, dass er berührt werden kann. ‚Theos‘ hängt etymologisch mit ‚theoro‘ zusammen, was ‚ich sehe‘ und ‚ich laufe‘ bedeutet. Der Suchende muss also mittels des Sehens laufen, damit er zum alle Dinge sehenden ‚theos‘ gelangen kann.“ (S. 28f)

Nikolaus von Kues, De beryllo/Über den Beryll. Lateinisch-Deutsch (übers. K. Bormann). Hamburg 2002. [1458]

Niccolò Macchiavelli, Der Fürst (übers. F. von Oppeln-Bronikowski). Frankfurt a.M. 1990. [1513]

René Descartes, Meditationen über die Grundlagen der Philosophie, mit den sämtlichen Einwänden und Erwiderungen (übers. A. Buchenau). Leipzig 1915. [1641]

„Und so sehe ich klar, dass die Gewissheit und die Wahrheit alles Wissens einzig von der Erkenntnis des wahren Gottes abhängt, so sehr, dass ich, bevor ich ihn nicht erkannte, nichts über irgendeine andere Sache vollkommen wissen konnte. Jetzt aber kann Unzähliges sowohl von Gott selbst und den anderen reinen Verstandesdingen, als auch von der gesamten körperlichen Natur, die den Gegenstand der reinen Mathematik bildet, mir vollkommen bekannt und gewiß sein.“ (S. 60)

Joannis Hispani, e Societati Etete Iesu, de rege et regis institutione (Bayerische Staatsbibliothek, digitalized by Google). [1605]

Sir Thomas Brownee, Religio Medici and Hydriotaphia, or Urne-Buriall (ed. S. Greenblatt u. R. Targoff). New York 2012 (dt. Religio Medici. Ein Essay über Vernunft und Glauben [übers. W. v. Koppenfels]. Mainz 1998). [1643]

Robert Burton, The Anatomy of Melancholy (ed. H. Jackson, introduced by W.H. Gass). New York 2001. (dt. Die Anatomie der Melancholie. Ihr Wesen und Wirken, ihre Herkunft und Heilung philosophisch, medizinisch und historisch offengelegt und seziert [übers. W. v. Koppenfels u. P. Gan]. Mainz 2014). [1651]

Blaise Pascal, Die Vernunft des Herzens ["Gedanken"] (übers. F. Paepke). München 2010. [1670]

Baruch de Spinoza, Kurzer Traktat über Gott, den Menschen und dessen Glück. Hamburg 2014. [vor 1663?]

Giambattista Vico, Die neue Wissenschaft von der gemeinschaftlichen Natur der Nationen. (übers. F. Fellmann). Frankfurt a.M. 1981 (auch: übers. E. Auerbach. Berlin 1966). [1744]

Jean-Jacques Rousseau, Vom Gesellschaftsvertrag oder Grundsätze des Strafrechts (übers. H. Brockard). Stuttgart 2016. [1762]

Jean-Jacques Rousseau, Emile oder Über die Erziehung. Hg. M. Rang. Stuttgart 2014. [1762]

Voltaire, Philosophisches Wörterbuch (übers. E. Salewski). Hg. K. Stierle. Frankfurt a.M. 1985. [1764]

Johann Gottfried Herder, Abhandlung über den Ursprung der Sprache. Hg. H.D. Irmscher. Stuttgart 1993. [1772/1789]

Thomas Paine, Common Sense. Los Angeles 2016. [1776]

David Hume, Principal Writings on Religion, including Dialogs Concerning Natural Religion, and The Natural History of Religion. Hg. J.C.A. Gaskin. Oxford 1993. [1757/1779]

Adam Smith, The Wealth of the Nations. Eingel v. A. Skinner. London 1986. [1776]

Gibbon, E., Verfall und Untergang des Römischen Reiches (übers. J. Sporschill). Köln 2006. [1776-1788]

Choderlos de Laclos, F., Gefährliche Liebschaften. Zürich 1985. [1782]

William Blake, The Marriage of Heaven and Hell. In Full Colour. New York 2015. [1794]

Alexis de Tocqueville, Über den Pauperismus. I. Das allmähliche Fortschreiten der Massenarmut in den modernen Staaten. II. Mittel zur Bekämpfung der Massenarmut in den modernen Staaten.  (übers. M. Tillmann). Berlin 2007. [1835/1838]

Sören Kierkegaard, Furcht und Zittern (übers. L. Richter). Frankfurt a. Main 1984. [1843]

(dazu: John Updike, Inkommensurabilität, in: Fällige Betrachtungen. Reinbek b.H. 2010, S. 590-608; s. unten, "Erlesenes": Religion, Humanismus und Atheismus.)

Karl Marx – Friedrich Engels, Manifest der Kommunistischen Partei. Peking 1975. [1848]

Karl Marx, Das Kapital. Ein Buch der Bücher nicht nur für Linke. Hg. W. Gehrke u. Ch. Reymann. Köln 2017. [1877]

„Unser Kapitalist hat den Kasus, der ihn lachen macht, vorgesehen. Der Arbeiter findet daher in seiner Werkstätte die nötigen Produktionsmittel nicht nur für einen sechsstündigen, sondern für einen zwölfstündigen Arbeitsprozess.“ S. 43). […] Als Bildnerin von Gebrauchswerten, als nützliche Arbeit, ist die Arbeit daher eine von allen Gesellschaftsformen unabhängige Existenzbedingung des Menschen, ewige Naturnotwendigkeit, um den Stoffwechsel zwischen Mensch und Natur, also das menschliche Leben zu vermitteln.“ (S. 57)

(dazu: Terry Eagleton, Warum Marx recht hat. Berlin 2018; s. unten, "Erlesenes": Religion, Atheismus und Humanismus)

Mark Twain, The Awful German Language/Die schreckliche deutsche Sprache. Hamburg 2017. [1880]

Twain entlehnt das Motto seiner Schrift einem Essay von Alexander Pope, 1709, "A little learning is a dang’rous thing”, oder/und einem Shakespeare-Zitat aus Troilus and Cressida: "One touch of nature makes the whole world kin“. (Reclam-Ausgabe 2018)

Michail Bakunin, Gott und der Staat (übers. M. Nettlau). North Charleston 2016. [1882]

„Es gibt, es kann keinen Staat ohne Religion geben. Man nehme die freiesten Staaten der Erde, die Vereinigten Staaten von Nordamerika oder die Schweiz, und sehe, welch wichtige Rolle die göttliche Vorsehung, diese oberste Weihe aller Staaten, in allen offiziellen Reden spielt. Jedesmal aber, wenn ein Staatsoberhaupt von Gott spricht, […] kann man sicher sein, dass er sich vorbereitet, seine Volksherde von neuem zu scheren. – Die französische Bourgeoisie, liberal, voltairianisch und von ihrem Temperament zu einem eigentümlich engen und brutalem Positivismus, um nicht zu sagen Materialismus getrieben, musste sich also, nachdem sie durch ihren Triumph von 1830 die Staatsklasse geworden, notwendigerweise eine offizielle Religion geben. Die Sache war nicht leicht. Sie konnte sich nicht unvermittelt unter das Joch des römischen Katholizismus begeben. […] Die Rückkehr zum Katholizismus war endlich wegen des unlösbaren Widerspruches zwischen der unveränderlichen Politik Roms und der Entwicklung der wirtschaftlichen und politischen Interessen des Mittelstandes unmöglich. In dieser Hinsicht ist der Protestantismus viel bequemer. Er ist die Bourgeois-Religion par excellence.“ (S. 59f)

Friedrich Nietzsche, Jenseits von Gut und Böse. Stuttgart 2007. [1886]

Leo N. Tolstoi, Kurze Darlegung des Evangelium[s] (übers. P. Lauterbach). Leipzig 1892. [1881-1883]

Oscar Wilde, Die Seele des Menschen im Sozialismus. Ein Essay. Hg. A. Lenz. Hamburg 2017. [1891]

„Denn die Vorstellungen eines [sogenannten] Gebildeten über Kunst leiten sich natürlich davon ab, was Kunst war, während das neue Kunstwerk dadurch schön ist, dass es ist, was die Kunst noch nie war; und es mit den Maßstäben der Vergangenheit zu messen heißt, ein Maß anwenden, von dessen Verwerfung seine Vollendung abhängt. Nur ein Temperament, das durch seine Phantasie, in einem Zustand vertiefter Einbildungskraft, neue und schöne Eindrücke zu erwecken vermag, wird imstande sein, ein Kunstwerk zu würdigen. Und so richtig sich dies in der Würdigung der Bildhauerei und der Malerei erweist, so gilt das erst recht für eine Kunst wie das Drama. Denn ein Bild oder eine Statue stehen nicht im Kampf mit der Zeit. Der Zeitablauf ist für sie ohne Belang. Ihre Einheit kann in einem Augenblick erfasst werden. Mit der Literatur verhält es sich anders. Ehe die Einheit der Wirkung wahrgenommen wird, muss Zeit vergehen. Und so kann im ersten Akt des Dramas etwas vorfallen, dessen wirklicher künstlerischer Wert dem Zuschauer erst im dritten oder vierten Akt klar wird. Soll der törichte Kerl wütend werden und laut schimpfen und das Spiel stören und die Künstler belästigen? Nein. Der Biedermann soll ruhig dasitzen und die köstlichen Empfindungen der Überraschung, der Neugier und der Spannung kennenlernen. Er soll nicht ins Theater gehen, um seine üble Laune abzureagieren. Er soll ins Theater gehen, um eine künstlerische Stimmung in sich zu erzeugen, um eine künstlerische Stimmung zu durchleben. Er ist nicht der Richter über das Kunstwerk. Es wird ihm gestattet, das Kunstwerk zu betrachten und, wenn es ein großes Kunstwerk ist, in seiner Betrachtung all die Überheblichkeit zu vergessen, die ihn zerstört – die Überheblichkeit seiner Unwissenheit, die Überheblichkeit seiner Bildung.“ (S. 82f)

Theodor Herzl, Der Judenstaat. Versuch einer modernen Lösung der Judenfrage. Zürich 1988. [1896]

„THEOKRATIE: Werden wir also am Ende eine Theokratie haben? Nein! Der Glaube hält uns zusammen, die Wissenschaft macht uns frei. Wir werden also  theokratische Velleitäten [ziemlich aussichtslose „Wünsche“; P.T.] unserer Geistlichen gar nicht aufkommen lassen. Wir werden sie in ihren Tempeln festzuhalten wissen, wie wir unser Berufsheer in unseren Kasernen festhalten werden. Heer und Klerus sollen so hoch geehrt werden, wie es ihre schönen Funktionen erfordern und verdienen. In den Staat, der sie auszeichnet, haben sie nichts dreinzureden, denn sie werden äußere und innere Schwierigkeiten heraufbeschwören. – Jeder ist in seinem Bekenntnis oder in seinem Unglauben so frei und unbeschränkt wie in seiner Nationalität. Und fügt es sich, dass auch Andersgläubige, Andersnationale unter uns wohnen, so werden wir ihnen einen ehrenvollen Schutz und die Rechtsgleichheit gewähren. Wir haben die Toleranz in Europa gelernt. Ich sage das nicht einmal spöttisch. Den jetzigen Antisemitismus kann man nur an vereinzelten Orten für die alte religiöse Intoleranz halten. Zumeist ist er bei den Kulturvölkern eine Bewegung, mit der sie ein Gespenst ihrer eigenen Vergangenheit abwehren möchten.“ (S. 102f)

William Morris, News from Nowhere or An Epoch of Rest, being some Chapter from A Utopian Romance. London 1897. [1891]

John Dewey, Philosophy of Education: Problems of Men. Totowa, New Jersey 1975.

John Dewey, Democracy in Education, in: The Elementary School Teacher 4 (Dec. 1903. [hier zit. nach J.D., Education Today. Hg. J. Ratner. New York 1940, S. 62-73]

“Modern life means democracy, democracy means freeing intelligence for independent effectiveness – the emancipation of mind as an individual organ to do its own work. We naturally associate democracy, to be sure, with freedom of action without freed capacity of thought behind it is only chaos. If external authority in action is given up, it must be because internal authority of truth, discovered and known to reason, is substituted.” (S. 62)

John Ruskin, Vorträge über Kunst. Bremen 2015. [1901]

William James, Die Vielfalt religiöser Erfahrung. Eine Studie über die menschliche Natur. Nachwort v. P. Sloterdijk (übers. E. Herms). Berlin 2014. [1902]

Rabindranath Tagore, Nationalism. London 2010. [1917]

Karl Kraus, Die letzten Tage  der Menschheit. Bühnenfassung des Autors. Frankfurt a.M. 2017. [1928]

Sigmund Freud, Die Zukunft einer Illusion. Ges. Werke, Bd. 14. Frankfurt a.M. 1999, S. 323-380. [1927]

Sigmund Freud, Das Unbehagen an der Kultur. Ebd., S. 419-506. [1930]

Gertrude Stein, Erzählen. Vier Vorträge. Einleitung v. Thornton Wilder (übers. E. Fried). Frankfurt 1971. [1935]

„Ich weiß jedenfalls von der englischen Literatur daß sie bestimmt worden ist durch die Tatsache daß England eine Insel ist und daß das tägliche Leben auf dieser Insel ein vollständig tägliches Leben war, daß sie nicht anders konnten als ein tägliches Leben auf dieser Insel zu führen und daje mehr sie alles außerhalb dieser Insel besaßen sie umso unvermeidlicher und vollständiger gezwungen waren das tägliche Leben in noch täglicheren Weise zu leben, denn wenn sie alles draußen besaßen konnten sie es sich nicht einfach erlauben das Innen mit dem Außen zu vermengen. Alle hundert Jahre etwa veränderte sich alles, daß sie Engländer waren, die auf einer Insel lebten änderte sich nicht, aber Dinge ein Ding zum anderen in Beziehung veränderten sich und das ist es was ein Jahrhundert macht und in jedem Jahrhundert veränderten sich die Beziehungen von allem zu allem und diese Veränderung ist es was Geschichte macht, und das ist wirklich etwas das wir alle und einprägen und begreifen müssen denn es wird die interessante Sache sehr klar machen daß zumeist Geschichte nicht Literatur ist daß Literatur nicht Geschichte ist. – Literatur können wir sagen ist was die ganze Zeit vor sich geht Geschichte ist was von Zeit zu Zeit vor sich geht und das ist es worüber in Verbindung mit dem Erzählen nachzudenken ungeheuer wichtig ist. (S. 19)

Stefan Zweig, Sternstunden der Menschheit. Frankfurt a.M. 1984. [1929/1943]

Stefan Zweig, Die Welt von Gestern. Erinnerungen eines Europäers. Frankfurt a.M. 1988. [1942/1944]

Bertrand Russell, Philosophie des Abendlandes. München 2015. [1945]

Viktor Klemperer, LTI. Notizbuch eines Philologen. Hg. E. Fröhlich. Ditzingen 2018 (zuerst Berlin 1947).

Martin Buber, Gottesfinsternis. Betrachtungen zur Beziehung zwischen Religion und Philosophie. Zürich 1953.

Martin Buber, Begegnung. Nachw. v. A. Goes. Heidelberg 1986. [1963]

„Das erste Jahr der Universitätsstudien verbrachte ich in Wien, der Stadt meiner Geburt und frühesten Kindheit. […] Die Vorlesungen jener zwei Semester, auch die bedeutender Gelehrte, haben auf mich nicht bestimmend eingewirkt. Nur etliche Seminare, in die ich vorzeitig eingetreten war, vielmehr das Seminar als solches übte sogleich einen starken Einfluss aus: der geregelte und doch freie Umgang zwischen Lehrern und Schülern, das gemeinsame Interpretieren von Texten, an dem der Meister zuweilen mit einer seltsamen Demut teilnahm, als erführe auch er eben jetzt etwas, und das mitunter von aller schulmäßigen Geläufigkeit befreite Tauschen von Frage und Antwort, all dies erschloss mir, intimer als irgendeins der gelesenen Bücher, die eigentliche Tatsache des Geistes, als eines ‚Zwischen‘.“ (S. 32f)