Jestl Alfons - Gedichte - TheoArt-komparativ

Gedichte

Von Alfons Jestl

 

Durchdringen

 

nach osten schauen

meine gebete

 

in den händen leite

ich flächig

 

tragend die sonne

 

heute durchdringt

kein hund die nebel

 

Selig die Armen

 

selig die keine

aktien kaufen

 

sie werden

arbeitsplätze

 

nicht wegrationali-

sieren ein

 

geist wird

wehen werdend

 

über schmutz-

wasser schwebend

 

Er schmeckt

 

aufgebahrt in der küche

liegt jesus bekränzt

 

er schmeckt schon

 

tauche ich das häferl

von der wasserbank

 

in den kübel frischen

wassers es quickt

 

 

Beichtstuhl

 

die seele läuft bei rot

über die grüne strasse

 

im beichtstuhl glanz-

lost das schwarze loch

 

 

Jakobsweg

 

austrampeln den pfad

erde in die herzen

 

stampfen aus-ge-

leierten betens jakobus

 

sitzt im weihrauch-

fass theologischen nichts

 

 

Verzweifeln

 

die berührung sitzt

nicht im kreis

 

abbrennt die er-

leuchtung sonnen-rötlich

 

thomas verzweifelt

im kirchen-zwiebel

 

 

Maria Taferl

 

hinauf-knie-nicht

rutschen zur

 

gnaden-göttin-

mutter der

 

zug fährt in die

höhle höllen-

 

leucht-feuer

ent-lein-tauchen

 

 

Vorsorgend

 

josef musikanten-

stadl-lacht maria

 

fertig-gerichtet das

kind dosen-milch-

 

pulvert die drei

könige reichen

pampers red-bull

 

alters-vor-sorgend

 

 

Ökumene

Sibiu 2007

 

punkt

punkten

 

stand

stand-punkten

 

am stand

im stand

 

preisen

an-preisen

 

stand-sein-

punkten

 

beharrlich

harren

 

 

Migration

Sibiu 2007

 

wandern-treib-

flüchten

 

fremden

 

an-nicht-

kommen

 

der zug galoppt

meer-gebirgig

 

treib-leichen

 

eichen

den strom

 

 

Creator

 

haucht gott die

seele ein ver-

 

erben sie aus-

trägerin und

 

zeuger wo bleibt

der geist im

 

schlachten und

verlachen

 

o veni o komm

creator spiritus

 

schöpfer geist

in höhenluft

 

atmet sich schwer

 

verdünnt der faden

lösungs-leer

 

 

Zachäus

 

zachäus ver-kletter-steigt

sich im baum

die blätter setzen ein

mund-gesicht auf

im rauschen wispeln

die leeren speicher-säcke

der ge-be-schnalzt-trogenen

kein gott geht unten vorbei

und kehrt ein

 

 

Kirchenliteratur

 

das gedicht in den

dichterlebenslauf

 

einordnen

damit es scherzt

 

und nicht schmerzt

und aufersteht

 

der dichter

katholisch müssend

 

 

Grabstein

 

noch einmal an wunder

 

glauben nie

gegebene es

 

könnte sein etwas

 

kriecht über

die weidenrücken

 

sie wurden nie in

 

wasser erweicht

zum flechten

 

graviert meinen namen

 

in keinen stein

indischen

 

gehauen von kinder-

händen gebrochenen

 

 

Hängen

 

an den füssen gebunden

hängt der engel

 

vom himmel schaut

kopfüber kalkweiss

 

leichen-schaumig

durchs fenster zu

 

mir und klopft den

spruch was suchst

 

du hier nach auf-

erstehung schlammig

 

 

Weingärten

 

verschwiegen der strom

kriecht über die

 

weingärten

im mondschein

 

knallt die sonne

unsichtbar ihre

 

strahlen über

pfirsiche wir

 

lächeln round-

upgenährt

 

am schweigen

zerbricht meine

 

stimme gebete gleiten

ins unangebracht

 

 

Nagelwunde

 

nochmals tritt auf der

herr auferstandene

 

die mauer ruiniert

ich bin dabei im

 

kreis der glattasphaltierer

leg deine hand

 

in meine nagelwunden

in mein herzstichfleisch

 

verwildertes spricht

er träumt mir und

 

atme ein den leichen-

saft-geruch body-neu

 

 

Nirwana

 

das muschi des mädi

das spatzi des bubi

 

aufgeklärt leben

 

erde und gott

in scheidung

 

der photosyn-

these mediation

 

verordnen

jesus geht ein

 

ins nirwana

 

 

Krümmnis

 

der bauch stützt

den busen

 

da möchte ich nicht

mehr zuzeln

 

der hirtenstab

des bischofs

 

ver-zer-pennis-

goldete zer-

 

krümmnis

heil macht

 

heil macht

gott liebt dich

 

amen

 

 

Zart

 

gottes geist schwebt

über müllhalden

 

es wird tag es

wird nacht der fisch

 

paart sich mit

dem hahn die ewige

 

jugend bio-klo-

nen maria mutter-

 

gottes gurken-ge-

sicht-scheiben-zart

 

 

Quantentrapez

 

in geist sich findet

die materie

 

der mensch

definiert seiend

 

sich

muss ver-

 

standen werden

 

die brustwarzen

der erde

 

ab-gebissen

transzendent-notorisch

 

vom himmel schwingt

die paradeis

 

ikonenhaft golden

der vordergrund

 

wechseln paradigmen

das blühen die blüte

 

hellrot der

kartoffel süss

 

fällt auf steigt

ab der mensch

 

am quantentrapez

fehlt der griff

 

 

Einatmen

 

beim einatmen redet

die pinguina

 

ausatmend

die luft zer-trümmer-

 

locht die trommel-

schweig-felle

 

frömmigkeit zer-

sturm-läuft den geist

 

 

Segen

 

wort-reich-ungen

flocken-stocken

 

vor die zunge

gespannt

 

müll-wühlen

segen und andacht

 

gott spaltet

 

nicht mehr

 

 

Bischof

 

wer wird den sing-

vögeln nächsten

 

winter wasser

geben körner

 

streuen der bischof

ein schlächter

 

(Aus: P. Tschuggnall & Guests, Collage Ästhetik/Religion. Anif/Salzburg 2014. )